Um interessierte Mitglieder eines Lions Club zur politischen Informationsfahrt nach Berlin zu bringen, bedarf es gründlicher Planung und viel Zeit. In unserem Fall dauerte es annähernd eineinhalb Jahre, bis das geklappt hat. Angemeldet wurde unser Club über das Abgeordnetenbüro des Herrn Michael Frieser (CSU), dessen Wahlkreis im Nürnberger Süden liegt. Trotzdem kann niemand sagen, dass die Chancen gering sind, so eine Fahrt als Bürger mitzumachen.
Schließlich hat jedes Mitglied (derzeit 736) des Deutschen Bundestages bis zu drei Mal im Jahr die Möglichkeit, jeweils 50 politisch interessierte Bürgerinnen und Bürger zu einem Informationsbesuch in die Bundeshauptstadt einzuladen.
Also 736 x 3 = 2.208 Fahrten! Mal 50 Bürger = 110.400 Besucher pro Jahr.
Selbst in Berlin ist das sicher ein kleiner Wirtschaftsfaktor! Am Berliner Hauptbahnhof standen bei unserer Ankunft vier Busse von unterschiedlichen Abgeordneten bereit. Diese Fahrten gibt es übrigens schon seit den 50er Jahren.
Die mehrtägigen Informationsfahrten werden vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (Bundespresseamt) in enger Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Abgeordnetenbüro organisiert, finanziert und durchgeführt. Der Eigenanteil für die gesamte Fahrt liegt bei lediglich 25 Euro pro Nase. Inklusive Bahnfahrt, Übernachtungen und Mittagessen mit einem Standardgetränk. Nur für die beiden Abendessen und gegebenfalls für einen Einzelzimmer-Zuschlag muss man selber aufkommen.
Wie lange so eine politische Informationsfahrt dauert, hängt übrigens von der Entfernung des Wahlkreises zur Hauptstadt ab. Für Bürger aus der näheren Umgebung Berlins ist es sicher nur ein Tagesausflug. Besucher aus dem südlichen Schwarzwald oder Berchtesgaden können mit drei oder gar vier Übernachtungen in Berlin rechnen.
Der Lions Club Nürnberg Martin Behaim in Berlin
Bei unserer Reise vom 15. bis 17. Mai 2024 waren zwei Übernachtungen mitten in der Hauptstadt inklusive, wobei wir Nürnberger noch den Vorteil des ICE-Sprinters nach Berlin genießen können. Dieser saust vom Nürnberger Hauptbahnhof in nur knapp dreistündiger Fahrt ins Zentrum der Hauptstadt.
Das Tagesprogramm in Berlin beginnt sofort nach der Anreise und dauert bis in die Abendstunden. Es finden Gespräche, Besuche und Führungen in wichtigen politischen Institutionen und Gedenkstätten statt. Eine Teilnahme an den Veranstaltungen ist natürlich Ehrensache und Bürgerpflicht.
Wie uns von Diana Herrmann, ihres Zeichens Büroleiterin des Wahlkreises von Michael Frieser in Nürnberg und unsere ständige Begleiterin versichert wurde, hatte unsere Gruppe einen „Jackpot“ gezogen. Denn unsere Visite enthielt die Möglichkeit, eine Stunde lang auf der Besuchertribüne einer Plenarsitzung im Deutschen Bundestag teilzunehmen. Dazu den Besuch der Reichstagskuppel, des Verteidigungsministeriums und der CDU-Zentrale. Enthalten war auch eine einstündige Gesprächsrunde mit Michael Frieser sowie die mit Spannung erwartete, rund dreistündige hochinteressante Stadtrundfahrt. Dazu der Besuch mehrerer Ausstellungen/Gedenkstätten. Das Programm ist kein Standard, sondern wird für jede Gruppe anders zusammengestellt.
Glück muss der Mensch also schon auch haben!
Einen kleinen Wermutstropfen stellte für viele interessierte Clubmitglieder lediglich der Termin der Reise dar. Schließlich fand die Fahrt von Mittwoch bis Freitag, kurz vor den bayerischen Pfingstferien statt. Berufstätige mussten also Urlaub nehmen, was für viele nicht möglich war. Nur Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes oder Leute mit engagierten Arbeitgebern können dafür vielleicht sogar Bildungsurlaub geltend machen.
Unser Fazit: Von 14 ursprünglich angemeldeten Teilnehmern über unseren Club gab es leider einen Ausfall. Wobei uns die verbliebene Zahl 13 trotzdem Freude machte. Mit den anderen Mitreisenden bildeten wir eine harmonische Gruppe von etwa 47 Leuten. Wir hatten nicht nur Glück mit dem Wetter sondern auch mit unserer Berliner Reiseführerin, Liane Schulz, die gekonnt aus dem Hauptstadt-Nähkästchen plauderte. Unser herzlicher Dank geht deshalb nicht nur an Frau Herrmann, für die Organisation im Wahlkreis. Wäre es möglich (ist es nicht!) würden wir die Fahrt glatt nochmals mitmachen.