Obwohl die Ausstellung „Dürer under your Skin“ bereis am 13. Oktober 2024 endet, soll an dieser Stelle noch darüber berichtet werden. Denn Tattoos vermitteln uns den Eindruck, sie wären ausschließlich ein Phänomen unserer Zeit. Dabei trugen schon Mumien in Ägypten Tattoos auf der Haut. Mumifiziert und eingewickelt vor mehreren tausend Jahren. Beginnt man sich dafür zu interessieren, findet man auf allen Erdteilen dieser Welt zahlreiche Volksgruppen, die sich schon immer tätowieren lassen. Sei es aus religiösen Gründen, oder um die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gemeinschaft zu demonstrieren.
Ein Tattoo zu tragen hatte bei uns trotzdem sehr lange den Hauch des Verruchten. Vielleicht kam das früher von schiefen Ankern auf muskelbepackten Oberarmen von Seeleuten, sexistischen Motiven, oder der allgemeinen Auffassung, Tattoos tragen nur Verbrecher, die sich im Knast aus Langeweile gegenseitig verzieren. Nicht vergessen werden darf in diesem Zusammenhang das Stigma, das in Form einer Nummer in die Arme von KZ-Insassen tätowiert wurde.
Die Zeit des Arschgeweihs ist längst vorbei. Inzwischen geht es um Kunst!
Auf die Initative unseres Clubmitglieds Sybille, die familiäre Bande zur jungen Leiterin des Albrecht-Dürer-Hauses, Dr. Christine Demele hat, konnten wir eine sehr fachkundige Führung durch die hochinteressante Ausstellung ergattern. Immerhin 15 Clubmitglieder, darunter Gäste aus anderen Clubs, versammelten sich an dem historischen Haus am Tiergärtnertor.
Eine der wichtigsten Fragen, wie man eine solche Ausstellung überhaupt organisieren kann, wenn doch viele Menschen ihre Tattoos an intimen Körperstellen oder einfach unter der Kleidung tragen, beantwortete Dr. Christine Demele gleich mit den Sozialen Medien.
So gibt es, speziell auf Instagram, eine weltweit vernetzte, sehr große Tattoo-Community. Nach einem Aufruf zur Dürer-Motivsuche im April 2024, meldeten sich aus der ganzen Welt an die 320 Tattoo-Künstler und Menschen die Dürer Motive auf der Haut tragen. Auch wenn manche davon nicht die gewünschten Qualitätsmerkmale mitbrachten, mit dem Andrang hatte niemand in dem kleinen Nürnberger Museum gerechnet. Die Kunstwerke kamen schließlich aus Südamerika, Australien, ganz Europa bis hin zum nahen Osten.
Rund 100 Motive waren am Ende in den Ausstellungsräumen zu sehen, etwa 150 weitere konnten in Mappen bestaunt werden. Darüber hinaus gab es einen Katalog zur Ausstellung, in dem Infos zu den Tattoo-Künstlern stehen. Manche davon sind schließlich kleine Berühmtheiten, die auch Superstars aus der Musikbranche oder aus der Filmwelt mit Tattoos verzieren.
Warum ausgerechnet Dürer?
Frau Demele erklärte uns nicht nur Dürers Motive, sondern auch den Zusammenhang zwischen des Meisters gewiefter Kupferstich-Technik und dem Stechen und Ritzen von Tattoos. Dabei können die Tattoo-Künstler die Motive nicht einfach 1:1 auf die Haut übertragen, sondern bringen ihren eigenen Stil häufig durch Vereinfachungen in der Strichführung oder auch durch geschickte Kombinationen seiner Motive auf die Haut.
Schließlich verläuft die eingeritzte Farbe unter der Haut ein bisschen, was zu Füllung führt, wo man sie gar nicht unbedingt haben will. Auch das ist echte Kunst!
Einige Motive aus der Ausstellung Dürer under your Skin:
Die Gründe für ein Tattoo können vielschichtig sein. Siehe erstes Motiv unten. Dürer under your Skin.
Ein besonders beeindruckendes Tattoo, wenn man weiß, dass die Vorlage von Dürer nur annähernd DINA 5 klein ist.