Es gibt sie. Wir wissen es alle. Auch wenn wir oft nicht so genau hinschauen. Wobei: in manchen Stadtteilen sind bedürftige Menschen auch gar nicht zu sehen. In Nürnberg-Katzwang zum Beispiel. Katzwang ist nicht nur der südlichste Teil der Stadt, er ist im Vergleich zu etlichen anderen Stadtteilen fast eine kleine Insel der Glückseligen. Hier harken die Leute ihre Blumenbeete vor dem Eigenheim, gehen auf den Tennisplatz, heizen im Sommer ihre Grills an, gehen am Kanal spazieren oder gucken auf den eigenen Nabel, der sich ganz langsam in einer immer dicker werdenden Speckschicht versucht ihrer Betrachtung zu entziehen.
Die meisten der etwa 7.000 Einwohner können es sich leisten in den Urlaub zu fahren, existentielle Nöte kennen die Leute hier nur aus der Zeitung. Oder vom Fernsehen. Bettler tauchen nur äußerst selten im Straßenbild auf. Die nächste Ausgabestelle der Nürnberger Tafel ist kilometerweit entfernt. Dort stehen verzweifelte Menschen an, die trotz unseres relativ dichten sozialen Netzes nicht genügend Geld in der Tasche haben um sich und ihre Familien ohne Hilfe zu ernähren.
In Nürnberg nutzen derzeit übrigens etwa 10.200 Menschen regelmäßig das Angebot der Tafel an verschiedenen Ausgabestellen. Aktuell verfügt die Nürnberger Tafel über sieben Kühl-Sprinter, wöchentlich sammelt das Fahrerteam circa 20 Tonnen Lebensmittel ein. – Etwa 280 ehrenamtliche Helfer/innen sortieren und verteilen die eingesammelten Lebensmittel. Es ist trotzdem nie genug!
2.190 Euro Waren für die Nürnberger Tafel. Das kann sich sehen lassen
Umso erfreulicher fanden wir es, dass am Samstag den 11. März 2023 die Bürger in Katzwang dann doch etwas genauer hingeschaut haben. Auch wenn sie erst durch eine Activity unseres Lions Clubs Nürnberg Martin Behaim darauf aufmerksam wurden. Aber das macht ja nix. Dafür gibt es schließlich Lion Clubs.
Interessant ist ist es, wie die Leute reagieren, wenn man sie anspricht und etwas von ihnen will. In unserem Fall ging es nur darum, auf die Sammelaktion mit kleinen Handzetteln aufmerksam zu machen. Manche Käufer betreten den Supermarkt bereits mit einem Tunnelblick, der nur die Fixierung auf ein paar Produkte zulässt, die zuhause gerade noch fehlen. Andere nehmen sich Zeit für ein Schwätzchen, wieder andere sind voll des Lobes für die Aktion, spenden dann aber trotzdem nichts.
Der Kassensturz am Ende der Aktion machte uns alle sehr glücklich und stolz! Mit kleinen Handscannern konnten wir jedes Produkt, das in unseren Körben landete, nochmals scannen und erfassen. In unseren jeweiligen eineinhalb Stunden Schichten, bei denen immer mindestens zwei Clubmitglieder vor Ort waren, konnten wir so den Überblick behalten, was alles in unseren Einkaufswagen landete.
Selbst wenn uns einerseits vielleicht manches Produkt durch die Lappen ging, andere dafür im Eifer des Gefechts doppelt gescannt wurden, die Fehlerquote dürfte nicht allzu groß sein.
Neben etwa 200 Euro in bar, zeigte unsere Schlussabrechnung immerhin Waren zum Verkaufspreis von 2.190 Euro in acht komplett gefüllten Einkaufswagen. Liebe Katzwanger Mitbürger: wir sagen herzlichen Dank! Und: wir sind sehr gespannt, was bei unserer nächsten Sammlung in ein paar Wochen im REWE Markt in Herpersdorf zusammenkommt.
Wissen: Die Tafeln in den Bundesländern
Tafeln entstehen auf Initiative von Bürgervereinen oder gemeinnützigen Trägern aus der Wohlfahrt. Sie verteilen sich sehr ungleich über die einzelnen Bundesländer. Da Tafeln nur dort arbeiten können, wo es genügend Spender:innen und Sponsor:innen gibt, spiegelt sich die Wirtschaftskraft einer Region auch bei den Tafeln wider.
In wirtschaftlich starken Bundesländern bzw. Regionen ist die Zahl und Dichte der Tafeln daher höher als in strukturschwachen Gebieten. Immer mehr Tafeln versuchen, dieses Ungleichgewicht durch Zusammenschlüsse zu regionalen Liefer-Verbünden auszugleichen. Die Tafel Deutschland unterstützt sie dabei durch die Vermittlung von Großspenden aus Industrie und Handel. Derzeit gibt es im Dachverband 964 Tafeln.
Diese verteilen sich wie folgt auf die Bundesländer:
Nordrhein-Westfalen: 172
Bayern: 171
Baden-Württemberg: 146
Niedersachsen/Bremen: 106
Rheinland-Pfalz/Saarland: 66
Schleswig-Holstein/Hamburg: 61
Hessen: 58
Sachsen: 45
Berlin-Brandenburg: 44
Sachsen-Anhalt: 35
Thüringen: 31
Mecklenburg-Vorpommern: 29
Die Nürnberger Tafel braucht auch Ihre finanzielle Unterstützung
Spenden werden gerne auf folgendem Konto entgegengenommen. Die Tafel bedankt sich dafür sehr herzlich
IBAN: DE24 7605 0101 0004 9625 10
BIC: SSKNDE77XXX (Sparkasse Nürnberg)