Sicher ist der Ursprung des Namens des Nürnberger Lilith e.V. viel mehr als nur eine spannende Sage. Trotzdem lohnt es sich vielleicht damit zu beginnen. Sozialpädagogin Daniela Dahm leitet seit vielen Jahren diesen gemeinnützigen Verein, der 1993 von ihr und Fachfrauen der Drogenhilfe gegründet wurde. Ziel war und ist es, in Nürnberg soziale Einrichtungen und Hilfsangebote für Drogen konsumierende Frauen zu konzipieren und zu realisieren.
Eingebunden in das Konzept werden weibliche Angehörige und Kinder von Drogenabhängigen, um deren spezifische Lebenssituation und Bedürfnisse adäquat zu berücksichtigen.
Frau Dahm bringt das Thema, woher der Name Lilith überhaupt kommt, gerne in der Einleitung ihres Vortrags zu Wort. Nicht ohne zu hinterfragen, ob es in den Reihen der Besucher, wie wir es waren, vielleicht Theologen gibt.
Fahndet man nämlich im Internet nach der alten Lilith, fördert man schnell vieles zutage, was Lilith nicht unbedingt zu einer Sympathie-Trägerin macht. So wird sie als altorientalischer weiblicher Dämon sumerischer Herkunft geführt und bis ins 18. Jahrhundert des Kindesmordes verdächtigt….
ZITAT:
Quelle: https://www.kirchenzeitung.at/site/archiv/die-erste-frau-adams-lilith
Ein einziges Mal wird Lilith in der Bibel erwähnt. Es heißt: Im zerstörten Edom treffen sich Wüstenhunde und Hyänen, die Bocksgeister begegnen einander. Auch Lilith, das Nachtgespenst, ruht sich aus und findet für sich eine Bleibe (Jes 34, 14). Wer ist nun Lilith?
Nach einer alten jüdischen Legende ist Lilith die erste Frau Adams gewesen. Lilith ist wie Adam aus Erde geschaffen und ihm ebenbürtig. Sie anerkennt Adam nicht als ihren Herrn oder Beherrscher, und schon bald gibt es zwischen den beiden Streit. Da Adam nicht nachgibt und sich als „Herr im Hause“ aufspielt, flieht Lilith. Adam geht zu Gott, erzählt ihm alles (wahrscheinlich aber nur die Hälfte, nämlich seine Version des Streites), und Gott schickt Engel hinter Lilith her, um sie zurückzuholen. Lilith aber will nicht zurück.
Und so sei sie, so die alte Erzählung, verflucht worden: Als Nacht- und Windgeist irre sie umher, ihre Kinder würden sterben, und Lilith würde sich deshalb rächen und neugeborene Kinder töten; und sie, eine Dämonin von großer Schönheit und langen blonden Haaren, würde schlafende Männer verführen.
Die Geschichte der Lilith in dieser Form stammt aus der Zeit zwischen dem 2. und 4. Jh. n. Chr. Mit ihr versuchte man zu erklären, warum die Erschaffung der Menschen in der Genesis zweimal, in verschiedener Form erzählt wird (Gen 1–2). Die Gestalt der Lilith ist allerdings sehr viel älter.
Bereits 2000 v. Chr. gibt es Darstellungen der geflügelten Lilith (s.o.), einer sumerischen Göttin. Durch die Jahrhunderte hindurch, sowohl im jüdischen, im muslimischen als auch im christlichen Kulturkreis gab es im Volksmund Erzählungen über einen weiblichen Dämon, der gebärende Frauen bzw. deren neugeborene Kinder bedrohe. Die Namen wechseln, immer aber ist sie eine für Frauen gefährliche Frau.
Eine Geschichte aus der feministisch-theologischen Frauenbewegung erzählt allerdings anderes:
Lilith war ja nicht zurückgekehrt, und Gott hatte aus der Rippe Adams Eva erschaffen. Und Adam erzählt Eva Schauermärchen, wie gefährlich Lilith sei, verflucht, weil sie sich nicht unterordnen habe wollen [….]
Der zweite Teil der Geschichte, aus dem Zitat oben, passt natürlich bestens für einen Verein wie Lilith, weshalb auch ihr Name gewählt wurde. Lilith ist eine starke, unbeugsame Frau, die sich nicht einmal von Adam unterkriegen lässt. Und schon gar nicht von Drogen, Engeln oder Theologen!
Der Vortrag von Daniela Dahm war aber auch über diese Einleitung hinaus hochinteressant. So erfuhren die Mitglieder des Lions Clubs Nürnberg Martin Behaim vieles über „ihre“ Stadt, was meist nur im Verborgenen stattfindet. So zum Beispiel, dass Nürnberg eine der wichtigsten Drehscheiben im Drogenhandel ist, dass es in Nürnberg häufig das reinste Heroin zu kaufen gibt und die wichtigste Droge in der heutigen Zeit Methamphetamine sind. Gerne als Crystal Meth oder Ice bezeichnet.
Das gerne in Filmen dargestellte Bild des Crystal Meth-Konsumenten zerstört Frau Dahm schnell. Der Einstieg zur Droge liegt häufig in der Vielfach-Belastung der modernen Frau, die nicht nur Mutter und Ehepartnerin ist, sondern auch erfolgreich im Beruf ihre Frau stehen muss. Wird die Belastung zu groß, finden Frauen schnell den Weg zu einer euphorisierenden und stimulierenden Rauschdroge wie Crystal Meth, mit der Anfangs alles so einfach scheint und sich die eigene Leistung zunächst unauffällig steigern lässt.
Das ist aber nur ein Weg in die Drogenabhängigkeit von Frauen. Rund achtzig Prozent von ihnen sind Opfer von Missbrauch, häufig schon im Kindesalter, viele leben in gewaltgeprägten Beziehungen oder haben ebenfalls abhängige Partner. Ein Teufelskreis, aus dem Lilith e.V. versucht Wege zu weisen!
Im Übrigen gibt es auch körperliche Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Drogenkonsumenten, die über die reine Äußerlichkeit hinausgehen. Wie Frau Dahm uns erklärt, werden Drogen und auch Arzneimittel im weiblichen Körper viel länger gespeichert!
Der Weg zur Abhängigkeit ist trotzdem relativ kurz. Ein wichtiges Problem ist die Menge des Geldes, das eine Drogenabhängige Frau täglich auftreiben muss. Frau Dahm spricht von anfänglich 30 Euro am Tag, was sich schnell bis zu 100 Euro am Tag steigert. Da bleibt oft nur der Weg in die Kriminalität oder Prostitution.
Ein Projekt, das Daniela Dahm sehr am Herzen liegt, ist die Drogen-Information und -Prävention für junge Mädchen. Sie will deshalb dringend, vollkommen unabhängig vom Lilith-Zentrum in der Nürnberger Südstadt, eine eigene Beratungsstelle an anderer Stelle in der Stadt schaffen.
Die Einrichtung, mit 40 angestellten Sozialpädagoginnen, betreut mittlerweile jährlich über 750 (ehemals und aktuell) Drogen konsumierende Frauen, viele deren Angehörige, sowie über 200 Kinder von Konsumentinnen. Die Beratung schwangerer Drogenkonsumentinnen stellt deshalb einen weiteren Schwerpunkt der Arbeit des Vereins dar.
Lilith e.V. bietet ein breites Spektrum an Angeboten: vom einfachen Frauen-Café das Kontakt untereinander ermöglicht, über Krisenintervention und Abdeckung elementarer Grundbedürfnisse (Essen, Trinken und Hygiene) über Info-, Freizeit-, Einzel- und Gruppenangebote, Prävention, Beratung, Begleitung, Vermittlung bis hin zu ambulanter Therapie und Arbeit.
Eine sehr wichtige Rolle spielen dabei die Streetworkerinnen, die direkt in die Drogen-Szene vorstoßen um dort mit Rat und Tat beizustehen, und sei es nur durch die Verteilung neuer Spritzen, durch deren Verunreinigungen schnell schwere Krankheiten übertragen werden.
Lilith e.V. – Drogenhilfe für Frauen* und Kinder
Der Jahresetat des Vereins liegt bei etwa 2,5 Millionen Euro, wovon allerdings nur ca. 70 % durch die verschiedenen Träger, wie die Stadt Nürnberg, das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit oder den Bezirk Mittelfranken gesichert sind.
Ansonsten ist die Eröffnung neuer Einnahmequellen und Spendentöpfe eine echte HerkulesLilith-Aufgabe! Wer im Internet einkauft, kann zum Beispiel über die Änderung seines Einkaufsverhaltens soziale Projekte wie Lilith e.v. indirekt unterstützen. Eine Idee: nicht bei Amazon sondern über die Webseite Gooding selber dazu beitragen!
Wir, der Lions Club Nürnberg Martin Behaim, werden auf jeden Fall versuchen unser Engagement für Lilith e.V. zu intensivieren. Darin waren sich alle 15 Mitglieder und Gäste, die bei dem Besuch dabei waren, sehr schnell einig. Ein großartiges Projekt!
Herzlichen Dank an das ganze Lilith Team für die Gastfreundschaft!