Sich mit der deutschen Geschichte auseinanderzusetzen ist nicht jedermanns Sache. Ganz besonders dann, wenn es um das sehr, sehr dunkle Kapitel der Jahre 1938 bis 1945 geht. Obwohl der Termin am Samstag, 6. Mai 2023 schon lange bekannt war, gelang es uns leider nicht, mehr als acht Clubmitglieder dazu zu bewegen, an der geplanten Fahrt zur KZ-Gedenkstätte Flossenbürg teilzunehmen. Natürlich liegt das auch ein bisschen daran, dass wir junge Eltern im Club haben, deren Nachwuchs noch zu klein ist für eine Konfrontation mit all dem Grauen, das hier in Flossenbürg und anderswo stattgefunden hat. Es half aber auch wenig, die Fahrt über die örtliche Pfarrgemeinde vor Ort anzukündigen und zu bewerben.
Schließlich und endlich bestand unsere Gruppe nur aus 17 Personen, die wir in mehrere Privat-PKWs verteilt nach Flossenbürg kutschieren konnten.Vor Ort erwartete uns Karsten Dierks, der unsere Gruppe sehr kompetent an den Steinbruch und durch das KZ-Gelände führte, um alle aufkommenden Fragen zufriedenstellend zu beantworten. Selbst für diejenigen unter uns, die sich mit dem Thema schon befasst hatten, gab es viel Interessantes zu erfahren.
Es ist nicht möglich, selbst auch nur einen kurzen Abriss aller Informationen an dieser Stelle wiederzugeben, die wir bei der Führung zu verdauen hatten. Vielleicht nur so viel: Das Äußere der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg ist prinzipiell wenig spektakulär. Bereits in den 1950er Jahren wurden die meisten Baracken entfernt und das Gelände zum Teil mit Wohnhäusern(!) bebaut. – Mit Blick auf den ehemaligen Apellplatz! – Wichtig war es den Bürgern dort, „den Schandfleck“ möglichst schnell verschwinden zu lassen. Bauliche Überreste des ehemaligen Lagers wurden erst ab Mitte der 1960er Jahre als schützenswert erachtet. Trotzdem gelingt es Karsten Dierks eindrucksvoll das Grauen in Flossenbürg zu schildern.
Deutsche Erd- und Steinwerke in Flossenbürg
Die Besonderheit in der Geschichte von Lagern wie diesem in Flossenbürg, liegt im Prinzip der „Vernichtung durch Arbeit“. Die SS gründete dazu 1938 das Wirtschaftsunternehmen Deutsche Erd- und Steinwerke (DEST). Die DESt betrieb die Steinbrüche und Ziegeleien der Konzentrationslager mit der Absicht, Gewinne zu erwirtschaften. Unter unmenschlichen Bedingungen und sadistischen Quälereien mussten die Häftlinge Baumaterial produzieren.
Das KZ Flossenbürg war eines von mehreren Lagern, das extra zu diesem Zweck gegründet wurde. Anstatt hochwertiger Werksteine wurde allerdings mehrheitlich Material für den Straßenbau hergestellt. Die Arbeiten waren meist sinnlos und schikanös. Der wirtschaftliche Nutzen, der daraus folgte, war äußerst gering. Der Terror richtete sich nicht mehr nur gegen die politischen Gegner der Nazis, sondern auch gegen gesellschaftliche Außenseiter.
Der KZ-Steinbruch in Flossenbürg nahm Mitte 1938 seinen Betrieb auf. Er war der größte Wirtschaftsbetrieb im Ort. Die DESt beschäftigte bis zu 60 zivile Angestellte aus der Region und bildete sogar Lehrlinge aus.
Die in der Nachkriegszeit bei der Aufarbeitung der Nazigreuel in der deutschen Bevölkerung immer wieder getätigte Aussage „wir haben das ja alles nicht gewusst“, ist also eine glatte Lüge.
Mindestens 30.000 Menschen ermordet
Von den etwa 100.000 Gefangenen kamen in Flossenbürg mindestens 30.000 Menschen um. Dem Stammlager waren zudem fast 90 KZ-Außenlager zugeordnet, unter anderem zwei in Nürnberg und das in Hersbruck.
Auf der Gedenkstätte befindet sich eine Aschengrabstätte sowie separat ein großer KZ-Friedhof mit Massengräbern. Die Ausstellung zum Gedenken an das Konzentrationslager Flossenbürg wurde 2007 im Gebäude der ehemaligen Wäscherei eröffnet.
Seit 1948 ist der Steinbruch im Besitz des Freistaates Bayern.